DVL2-Genetik * Robinow-like-Syndrom

Rückzucht der Mutation und Akzeptanz der Rutenbullys

 

Die Französischen und Englischen Bulldogge sind seit Jahrhunderten als kurzrutige Hunderassen bekannt und erst seit ein paar Jahren entdeckt man über Diagnostik und Genetik, welche gesundheitlichen Auswirkungen diese Besonderheit mit sich bringt. Selektion, Mutation, Amputation, gehören hier begrifflich fest zueinander und es ist genauso traurig, wie es auch klingt. Die kurzen Ruten haben ihren optischen Reiz, keine Frage, wer kann sich nicht an die fröhlich wackelnden Boxerpopos aus seiner Kindheit erinnern. Die Optik wird durch die fehlende Rute automatisch feister, kräftiger und breiter, ja sogar menschlicher.
Gesundheitlich umfasst dieser Defekt aber weitaus mehr Bereiche als z.B. bei den angeborenen Kurzruten einiger Hunderassen, wie z.B. Corgi und Australian Stumpy Tail Cattle Dog. Die Brachyzephalen sind genetische Langrutenträger, wenn man den NBT (Natural Bobtail) testet. Dass der Defekt über das DVL2-Gen auch andere körperliche Bereiche wie Schädelaufbau, Wirbeldeformationen, Gaumensegelbeschaffenheit beeinflusst ist sehr ausführlich in der unten verlinkten Springer Link Studie beschrieben.

Der Standard der Franzosen erlaubt eine gerade, tief getragene Rute, die bis zum Sprunggelenk reicht, diese Ruten hatten auch oft noch wenige komplett ausgebildete Wirbel. Warum diese so massiv zurückgezüchtet wurden, mag vielleicht auch daran liegen, dass der Standard diktiert, dass die Rute niemals über der Rückenlinie getragen werden darf, wie es bei etlichen Hunderassen vorkommt. Um diesen ach so dramatischen „Fehler“ auszuschließen, züchtet man sie am besten gleich komplett weg, vielleicht war das tatsächlich neben gängiger Moden, die immer schon das Zucht- und Ausstellungswesen beeinflusst haben, der Gedankengang, der die kleinen, beweglichen Wackelruten haben aussterben lassen. Ergebnis dieser Selektion waren funktionslose, oft zu eng liegende Rutenreste mit massivst deformierten Wirbeln, die in vielen Fällen den Hund schmerzten, zu chronischen Entzündungen führten und oftmals in aufwändigen und gefährlichen Operationen amputiert werden mussten. Seit Jahren klären wir über diesen Zustand in der Kategorie Eingewachsene Ruten auf.

Unabhängig von Funktion und Optik, Behinderung des Hundes in der Beweglichkeit und Kommunikation, Beschwerlichkeit der Geburten uvm. bedeutet die Selektion auf Defektruten die Manifestation des Gendefekts DVL2 in den Hunderassen. Dieser Gendefekt ist mit dem Robinow-Syndrom des Menschen vergleichbar, welcher ebenfalls mit vielen körperlichen Besonderheiten einhergeht. Langfristig und sicher bekommen wir das Problem der Wirbeldeformationen auch nur mit der Auszucht dieses Gendefektes in den Griff.
Ohne DVL2 wird es keine Keilwirbel mehr geben, wie genial und simpel ist das? Wir röntgen und selektieren seit Jahrzehnten und schaffen es nicht über Generationen komplette Würfe von den Wirbelanomalien zu befreien und die Lösung liegt so herrlich einfach auf einer nun entdeckten Genetik? Wir können testen, wir können selektieren und da wir eine ganz hervorragende, schlaue und empathische Spezies sind, könnten wir uns sogar an den Kompromiss der neuen Optik gewöhnen, wenn es um das Wohlbefinden unserer geliebten Rassen geht, oder? Deformation raus, Rute rein ist doch ein annehmbarer Deal? Für diese Entwicklung brauchen wir mündige und aufgeklärte Welpenkäufer, die uns unterstützen und maßgeblich an der Gesundung der Rassen im Sinne des Tierschutzgesetzes beteiligt sind. Wir danken Euch!

Anm. Deutsche Übersetzungen via Deepl, daher keine Gewähr auf Perfektion!

 

Anschauliche Darstellung von CT-Bildern untersuchter Staffordshire-Terriern aus der

unten verlinkten Springer-Link-Studie. 

 

 

DVL2-Plos Genetics

Plos Genetics Übersetzung deutsch

Springer Link Canine DVL2 Variant

Springer Link Übersetzung deutsch

DVL2-Test über Laboklin

 

Pelicanos Charline, 2019 mit beinahe gerader, tief getragener beweglicher Rute geboren, aber reinrassig natürlich noch DVL2-Doppelträgerin. Ihre Rute ähnelt von der Optik sehr die eines Natural Bobtail, den es in einigen Rassen gibt. Dise beiden Rutendefekte haben aber nichts miteinander zu tun und können für eine Rückzucht sogar gut kombiniert werden. Charly hat auf NBT getestet eine komplette lange Rute!

 
Mariska Lintjens Junghunde mit deutlich ausgeprägtem Fang und Rute, alle über den Vater DVL2-Träger und teilweise schon frei von der Mutation der Bandscheibenverkalkung CDDY. Dies sind 50% Franzosen, die in den nächsten Generationen wieder auf mehr Bullyoptik in besserer Gesundheit zurückgezüchtet werden können.