Brachycephales Obstruktives Syndrom, woran erkenne ich, dass mein Hund betroffen ist?
Dr. Marie-Cécile von Doernberg, Diplomate ECVS
Viele Besitzer und Besitzerinnen eines brachycephalen Hundes sind unsicher, ob ihr Hund eine normale Atmung hat. Leider kursieren über eine normale Atmung bei brachycephalen Rassen viele Annahmen und Vorstellungen, die mit der klinischen Realität der Hunde nicht viel zu tun haben. Hier gilt es genau hinzusehen und aufmerksam hinzuhören, damit Abweichungen von einer normalen Atmung und Atemnot in ihren unterschiedlichen Abstufungen erkannt und behandelt werden kann.
Die meisten Menschen erkennen intuitiv die Anzeichen für hochgradige Atemnot wie Blauverfärbung der Zunge, verminderte Belastbarkeit oder Kollabieren. Mit etwas mehr Information wird es Ihnen möglich sein, schon frühere Anzeichen für eine eingeschränkte Atmung zu erkennen. Hierbei muss ganz deutlich gesagt werden, dass bei gesunden Hunden keine Nebengeräusche bei der Atmung auftreten. Es gibt Französische Bulldoggen, Möpse und Englische Bulldoggen (um nur ein paar brachycephale Rassen zu nennen), die keine Nebengeräusche bei der Atmung zeigen.
Leider sind diese Tiere selten. Die Mehrheit zeigt begleitende Atemgeräusche wie Schniefen, Schnauben, Schnarchen, Röcheln oder sogar Pfeifen. All diese Geräusche sind ein klares Zeichen dafür, dass die Luft nicht frei durch die Atemwege strömen kann („freiatmend“), sondern dass durch die veränderte Anatomie eine Einengung der Atemwege stattgefunden hat. Dementsprechend gibt es keine „typischen Bullygeräusche“. Nebengeräusche bei der Atmung sind kein einer Rasse zugehöriges Attribut, sondern ein Zeichen für eine eingeengte Atmung.
Wenn Sie sich Ihre letzte Erkältung, oder die eines Ihnen nahestehenden Menschen vor Augen führen, werden Sie sich vielleicht auch an unterschiedliche Nebengeräusche erinnern können. Bei Menschen haben wir die Gewohnheit, schon sehr leise Nebengeräusche als abnormal, besorgniserregend und als ein Anzeichen für eine nicht gesunde Situation einzustufen, denn wir wissen, dass auch leise Nebengeräusche bei uns selbst oft ein Zeichen für eine subjektiv sehr stark empfundene Einschränkung sind. Wenn sie diese Sensibilität auf die Nebengeräusche Ihres Hundes übertragen, sind Sie auf dem richtigen Weg. Vielleicht haben Sie Lust, bei einem kleinen Experiment mitzumachen?
Indem man bei sich selbst Nebengeräusche bei der Atmung hervorruft, kann man in sie hineinspüren und so den Ort ihres Entstehens besser einschätzen. Halten Sie Ihre Nase mit zwei Fingern an den Nasenflügeln leicht zu und variieren Sie die Position Ihrer Finger in Richtung der Nasenwurzel. So provozieren Sie ein Schniefen oder Schnauben. Schnarchen können Sie provozieren, indem Sie die Nase hochziehen oder das Gaumensegel flattern lassen (mit offenem Mund einatmen und dabei die Konsonanten „ch“, aussprechen wie in dem Wort „Schacht“). Ein Röcheln entsteht, wenn sie vorsichtig (!) den Kehlkopf zusammendrücken und versuchen, trotzdem mit offenem Mund normal zu atmen. Bitte passen Sie bei der Manipulation am Kehlkopf auf, dass Sie sich keinen Schaden zufügen und bleiben Sie beim spielerischen, schmerzfreien Aspekt. Röcheln hervorzurufen braucht mitunter ein wenig Übung. Wenn Sie vertrauter mit den verschiedenen Atemgeräuschen sind und auch mit dem Ort ihres Entstehens, kann das Ihnen zusätzlich helfen, die klinischen Symptome Ihres Hundes besser einschätzen zu können.
Wenn ein Patient mit Brachycephalem Obstruktiven Syndrom (BOS), oder wie im englischen Sprachgebrauch verwendet, Brachycephalic Airway Syndrome (BAS) vorgestellt wird, hören wir oft einen Mehrklang durch die Überlagerung der verschiedenen Nebengeräusche. Da wir wissen, dass das BOS durch anatomische Abweichungen an Nasenlöchern, Nasenmuscheln, Gaumensegel, Kehlkopf und Luftröhre verursacht wird, macht es Sinn, alle diese Strukturen mit Hilfe weiterführender Diagnostik zu untersuchen.
Wir wissen weiterhin, dass die anatomischen Engstellen einander beeinflussen. Eine Einengung der oberen Atemwege führt zu einer Erhöhung des Unterdruckes in den Atemwegen beim Einatmen und zu einer Zunahme der Turbulenz des Luftstromes, der durch die Atemwege strömt. Das kann man an sich selber auch sehr gut nachvollziehen. Wenn Sie sich die Nase zuhalten, und trotzdem versuchen, einzuatmen, spüren Sie, wie der Unterdruck im Brustkorb und in den oberen Atemwegen zunimmt. Es wird angenommen, dass unter Anderem dieser Unterdruck den Zustand des Kehlkopfes und des Gaumensegels beeinflusst. In der Humanmedizin sind HNO-Ärzte mit ähnlichen Problemen an den oberen Atemwegen konfrontiert, wie wir sie von unseren brachycephalen Patienten kennen. Viele Menschen leiden unter verminderter Luftpassage durch die Nase aufgrund von hyperplastischen (vergrößerten) Nasenmuscheln, Abweichungen in der Position der Nasenscheidewand (Septumdeviation) und einer Erschlaffung des Gaumensegels.
Bei der Behandlung dieser Probleme geht in der Humanmedizin wie auch in der Tiermedizin der Trend in Richtung minimalinvasive Chirurgie. Man versucht mit kleinen Eingriffen an verschiedenen Stellen den Patienten zu helfen (Multilevelchirurgie) und nach Möglichkeit, diese Eingriffe so schonend wie möglich für den Patienten zu gestalten. Bei den brachycephalen Patienten kommen mit großer Regelmäßigkeit abnormal gestaltete Nasenmuscheln vor. Mit Hilfe von CT-Scan und Endoskopie können wir die Nasenmuscheln darstellen und eine erste Einschätzung abgeben, ob Nasenmuscheln auf eine die Luftwege einengende Art wachsen und eine Korrektur für den Patienten sinnvoll wäre. Die neueren in der Humanmedizin angewendeten Verfahren zur Korrektur der Nasenmuscheln konzentrieren sich bei der Problematik der Hyperplasie nicht mehr auf das komplette Entfernen der Nasenmuscheln, sondern auf eine sanfte Korrektur der vorhandenen Nasenmuscheln. Hierbei werden die Nasenmuscheln mit Hilfe von Radiofrequenztherapie schonend geschrumpft (Radiofrequency turbinate volume reduction). Auf diese Weise werden dem Patienten die Nasenmuscheln und die Schleimhaut erhalten und trotzdem die Luftpassage deutlich verbessert. Dieses Verfahren ist neu in der Tiermedizin und wird von mir seit September 2016 angewendet. Nasenmuscheln verfügen beim Hund (und beim Mensch) über regeneratives Potential, das heißt, sie können sich in ihren alten Zustand zurück entwickeln. Die Übertragung von Techniken aus der Humanmedizin auf die Tiermedizin setzt ein Verständnis der unterschiedlichen anatomischen Voraussetzungen und unterschiedlichen Krankheitsbilder voraus.
Interessanterweise gibt es viele Parallelen im Bereich der Nasenmuschelpathologie und verhältnismäßig wenige Parallelen bei der Pathologie des Gaumensegels. Das zu lange Gaumensegel, welches bei brachycephalen Patienten gesehen wird, ist in der Regel nicht geringgradig zu lang, wie bei im Schlaf schnarchenden Menschen, sondern hochgradig zu lang. Zusätzlich ist das Gaumensegel bei den betroffenen Hunden auch viel dicker als bei Hunden mit einem normalen Gaumensegel. Hier ist die Übertragbarkeit der minimal invasiven Technik aus der Humanmedizin nicht mehr gegeben. Beim Menschen werden mit Laser oder Radiofrequenztherapie durch Raffung und Versteifung des Gaumensegels deutliche Verbesserungen erzielt. Bei den brachycephalen Patienten kann das Gaumensegel so lang sein, dass es bis in den Kehlkopf hineinreicht. Das beeinträchtigt die Atmung eines solchen Patienten nicht nur massiv, sondern es entsteht durch die ständige Beanspruchung und Reizung ein Schaden im Gewebe des Gaumensegels selbst. Erhöhte Turbulenzen des Luftstromes und erhöhter Unterdruck in den Atemwegen führt zu degenerativen Veränderungen im angrenzenden Gewebe. Je älter das Tier, je forcierter die Atmung, je häufiger Episoden von Atemnot aufgetreten sind, desto stärker sind diese Veränderungen. Das Gewebe nimmt an Dicke zu und die Empfindlichkeit gegenüber Trauma steigt. Diese leider nicht idealen Voraussetzungen gilt es bei der Operation am Gaumensegel zu berücksichtigen.
Das Gewebe sollte nicht noch zusätzlich gereizt werden, um Schwellung zu verhindern und nach erfolgreicher Operation soll das Gewebe ohne Komplikationen abheilen. Hier ist der Laser durch die anatomischen Gegebenheiten nicht die optimale Wahl. Der Diodenlaser ermöglicht zwar ein relativ blutarmes operieren, aber verursacht beim Durchtrennen von dickeren Gewebeschichten einen thermischen Kollateralschaden von bis zu 5 mm an der Schnittkante. Das bedeutet, dass die Zellen auf der Breite von einem halben Zentimeter nicht mehr vital oder im besten Fall massiv geschädigt sind. Die Schnittkante ist aber genau der Teil des Gaumensegels, der später frei von Narbenbildung zügig heilen soll. Wenn die Zellen in dem Gebiet nicht mehr vital sind, wird die Heilung erschwert und das Entstehen von Wundheilungsstörungen wie Narbenbildung oder Kontraktur des Wundrandes werden begünstigt. Alternativ kann der zu lange Teil des Gaumensegels mit einer feinen Präparierschere entfernt, und Blutungen mit Radiofrequenztechnik gestillt werden. Hierdurch werden punktgenau nur die größeren Blutgefäße versiegelt und die übrige Blutversorgung des Gewebes bleibt erhalten.
Auf diese Weise wird das chirurgische Trauma so gering wie möglich gehalten, um Komplikationen zu vermeiden. Zur Technik der Korrektur der Nasenlöcher des Kehlkopfkollapses verweise ich Sie auf meine Homepage. Wenn Sie weitere Fragen haben, zögern Sie nicht, mit mir Kontakt aufzunehmen.
Weitere Infos und Kontaktdaten hier auf der HP: hno-chirurgie.vet
Literatur:
Pizak et al: Combined bipolar radiofrequency surgery of the tongue base and uvulopalatopharyngoplasty for obstructive sleep apnea; Arch Med Sci (2013), 1097-1101
Baisch et al: Combined radiofrequency assisted uvulopalatoplasty in the treatment of snoring; Eur, Arch Otorhinolaryngol (2008)
Heywood et al: Radiological airway changes following bipolar radiofrequency volumetric tissue reduction; The Journal of Laryngology & Otology (2010) 124, 1078-1084
Seeger et al: Bipolar radiofrequency-induced thermotherapy of turbinate hypertrophy: pilot study and follow up; Laryngoscope (2003) 130
O’Connor-Reina et al: Radiofrequency volumetric tissue reduction for treatment of turbinate hypertrophy in children; International Journal of Pediatric Otorhinolaryngology (2007)
Oechtering et al, A novel approach to brachycephalic syndrome 1&2; Veterinary Surgery, Vol 45, No 1 & 2 (2016)
Slatter, Small Animal Surgery, Volume 1, Chapter 17, Surgical Lasers
Slatter, Small Animal Surgery, Volume 1, Chapter 50, Brachycephalic Airway Syndrome
Tobias, Veterinary Surgery Small Animal, Volume one, Chapter 9, Woundhealing
Tobias, Veterinary Surgery Small Animal, Volume one, Chapter 18, Instrument and Tissue Handling Techniques
Die Bulldogge zählt zu den brachyzephalen Hunden. Brachzephal ist eine Ableitung aus Brachys (kurz) und Zephalus (Kopf) und bedeutet nichts anderes als Kurzköpfigkeit bzw. Rundköpfigkeit.
Junghündin FCI Frankreich ohne jegliche Übertypisierung
Ausgeprägte, noch nicht fertig ausgebildete Nase eines in der FCI 2015 gezogenen Jungrüdens, die aufgrund des neu ausgelegten Standards als Fehler gelten würde, da sie deutlich länger ist als der gewünschte 1/6-Anteils des gesamten Kopfes. Von vorne eindeutig als Bully zu identifizieren würde er wahrscheinlich mit diesen seltenen sehr gut ausgebildeten Nasenöffnungen als Fehler nicht für die Zucht in Betracht gezogen oder aber mutige Züchter belächelt werden. Mittlerweile sind diese Proportionen zu Recht als Mindestmaß gefordert.
Leicht zurückgezüchteter Schädel mit kleinem Nasenansatz als CT- und Naturbild
Junghündin Dissidenz Deutschland, die Nasenbärin des Wurfes
Folgendes Video zeigt eine Französische Bulldogge im 1. Weltkrieg
Brachyzephal alleine steht also noch nicht in Zusammenhang mit einer Krankheit, sondern ist lediglich die Beschreibung einer Körperform. Wenn Züchter der Französischen Bulldoggen behaupten ihre Hunde wären nicht brachyzephal ist dies somit Blödsinn oder Unwissenheit. Die bekannten weit verbreiteten und in Generationen vermehrt bei Rüden immer wieder auftretenden gesundheitlichen Einschränkungen der Atemwege kommen ins Spiel, wenn man von dem Brachyzephalem Atemnot Syndrom spricht, kurz BAS genannt.
Klassischer Bullykopf mit kürzerem Fang, diese Hündin wurde mit 3 Jahren mit einfachster Methode operiert.
Hier wird ausführlich gezeigt, welche traurigen Konsequenzen fehlgeleitete Zucht auf missinterpretierte Standards von Körpermerkmalen anrichten können und dass es bewiesen ist, dass die kurzköpfigen Rassen auch mit gut ausgebildeten Atemwegen einen anderen Atemwiderstand aufweisen als normal- oder langnasige Rassen.
Rüde, geb. 2005 aus spanischem Tierschutz
Rüde, geb. 2008, FCI Ungarn, aufwändig mit LATE-OP operiert, aber nie ganz beschwerdefrei.
Ein brachyzephaler Hund wird nie so leistungsfähig sein, wie ein Hund mit mittellanger bis langer Nase. Ein Bernhardiner nie so wendig wie ein Windhund.
Dennoch muss der Bully in der Lage sein, in jeder Lebenslage seinen kleinen Körper mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen und seine Körpertemperatur mit seiner Nase regulieren zu können. Dass die Nase mittlerweile bei viel zu vielen Bullys zu einem nicht funktionierenden Witz verformt wurde, ist der falschen Auslese geschuldet, die mitunter die Richter gelenkt und die Züchter verantwortet haben.
Es ist schwer zu verstehen, dass man derart tierschutzwidrigen Empfehlungen gefolgt ist und des Hundes sensibelstes Sinnesorgan auf so fahrlässige Weise missachtet hat.
Es ist aber auch nicht verwunderlich, da überwiegend ohne genaue Diagnostik gezüchtet wird. Man kann in die Funktion der Nase von außen nicht hineingucken. Und kein Züchter kann darauf warten, dass der Hund ohne Krankheitsanzeichen so alt wird, dass er recht sicher sein kann, dass keine Probleme auftreten werden.
Möchte man das BAS vermeiden, benötigen die Zuchthunde über Generationen ausgebildete Merkmale funktionierender Atemorgane, angefangen von ausreichend geöffneten Nasenlöchern, gut angelegten Nasengängen, die nicht durch permanenten Unterdruck in den hinteren Teil des Gaumens gezogen werden sowie symetrisch ausgebildete Gaumensegel und eine ausreichend weite und nicht kollabierende Luftröhre.
Die Harmonie zwischen kurzem Schädel und den innenliegenden Weichteile des Kopfes ist meist nicht vorhanden. Immer noch werden die fleischigen, starken und faltigen Köpfe, besonders bei Rüden bevorzugt. Wie soll der wichtige "Innenteil" dann straff und harmonisch angepasst sein?
War da mal ein Sinnesorgan? Rüde mit massiven Symptomen des BAS....
Bitte verlassen Sie sich nicht auf Aussagen wie:
1. Der macht keine Geräusche.......also hat er keine Probleme.....
2. Der spuckt auch nach Anstrengung nicht.....also hat er keine Probleme.....
3. Der spuckt nur, weil er aufgeregt ist.....
4. Der kommt schnell (nach Belastung) wieder runter.....(in den entspannten Normalzustand)....also hat er keine Probleme......
Wir kennen mittlerweile Dutzende per Computertomografie durchuntersuchte Bullys, die auch mit verlegten Atemwegen und zu dicken und zu langen Gaumensegeln geräuschfrei atmen können. Der Bully ist ein intelligenter und lebenswilliger Hund, der schnell lernt mit Behinderungen zurecht zu kommen und Techniken entwickeln kann, die Symptome nicht immer offen zu zeigen. Verlegte Rüden nutzen die Maulatmung, um dem Widerstand in der Nasenhöhle zu meiden, die Hunde gewöhnen sich an die permanente Überhitzung und Sauerstoffarmut. Oftmals offenbart erst ein Bluttest die Unterversorgung, die einem Besitzer so niemals aufgefallen wäre. Es ist nun wirklich an der Zeit, hier die Folgen der Fehlzucht anzuerkennen und von verantwortlicher Seite den Hunden zuliebe eine Wende im Sinne des Tierschutzes herbeizuführen....bevor die Rasse als anerkannte Qualzucht mit entsprechender gesetzlicher Konsequenz für immer verschwindet......
Mittlerweile ist die Genetik der Brachyzephalie gut erforscht und es gibt 2 Marker für Kopfform, die man testen kann.
BMP3 ist in vielen Gentests mittlerweile standardmäßig enthalten, sagt aber nicht sicher etwas über den Phänotypen aus. SMOC2 ist hier aussagekräftiger, wenn man anhand eines Testes z.B. bei durchgeführten Rückzüchtungen selektieren will.
Seien Sie sich bewusst, dass das Vorgehen gegen eine Erbkrankheit in einer Rasse beträchtliche Streitereien auslöst, die mit erheblicher Schärfe ausgetragen werden. - Rubin, 1989
Es ist eine Frage des ästhetischen Empfindens, es wird ganz brutal über den Markt reguliert....denn die Züchter produzieren nur das, was der Käufer wünscht.....nur wenn das Tier mit zu hoher Wahrscheinlichkeit an möglichen gesundheitlichen Folgen des Brachyzephalen Atemnotsyndroms leiden wird, und wenn es nur in jedem Wurf einen Welpen trifft, sollte doch für jeden Hundefreund ganz klar sein, dass der Trend zum ausgeprägten Plattgesicht der Falsche war.
Man kann dem brachycephalem Syndrom durch sorgfältige Auswahl der Elterntiere vorbeugen.
Eine kurze Nase alleine muss kein Grund für Atemnot sein.
Das Nasen-Bashing durch Kampagnen und Medien entbehrt oft jeglicher wissenschaftlicher Grundlage und verallgemeinert einen Phänotypen als grundsätzliche Qualzucht!
Vorab: Natürlich ist mit der Bezeichnung "Langer Nase -Kurzer Nase" die Ausbildung des Fangs gemeint. Da sich die Bezeichnung aber eingebürgert hat, belassen wir es bei den folgenden Beschreibungen und dem Titel dabei.
Zu kurze und zu runde Köpfe mit starker Faltenbildung auf zu kurzem Hals haben meistens zur Folge, dass die Hunde unter einem viel zu fleischigem Gaumen und dicken Zungengrund leiden. Dies ist chirurgisch nicht komplett zu korrigieren und die Tiere sind lebenslänglich eingeschränkt. Den Unterschied zu leichteren, sportlicheren Köpfen ist schon beim simplem Kauen oder Gähnen der Hunde ersichtlich. Dieser Unterschied sollte auch jedem Standardfanatiker und Liebhaber der schweren, plumpen Typen ersichtlich sein. Die Wegzucht von zu schweren Typen ist durch einfache Selektion sehr schnell zu erreichen.
Ampelsystem als Lösung?
Wir distanzieren und deutlich vom eingeführten niederländischen Bewertungssystem der Zuchthunde. Hier wird lediglich das Messverhältnis von Nasenlänge zu Schädellänge als maßgeblicher Index genommen, der über Gesundheit oder Krankheit des komplexen Atemsystems entscheiden soll. Viele gesunde und über Generationen stabil gezüchtete Hunde werden diesen Index nicht erreichen oder können mit ansonsten passenden Partnern nicht mehr verpaart werden. Die Folge wird ein Popular Sire Problem sein, gesunde Hunde werden vom Genpool ausgeschlossen, was die genetische Vielfalt empfindlich treffen wird. Lösungen wie Einkreuzung durch fremde Linien oder Rassen wären ebenso wie grundlegende Diagnostik und Bewertung durch Fachtierärzte sinnvoll. Warum dies in sämtlichen Rasseclubs vehement ausgeschlossen wird ist unverständlich. Weder äußere Maße noch Belastungstests lassen einen sicheren Aufschluß über die Beschaffenheit der Atemwege von Nasenöffnung bis zur Luftröhre hin zu.
Die oft von Experten und Tierärzten geforderte lange Nase löst das Problem alleine leider nicht, denn die Ursache für das brachycephale Syndrom fängt viel weiter hinten im Rachenraum des Hundes an und ist von außen nicht sichtbar oder gar durch die Länge der Nasen oder Ausbildung der Nasenöffnungen auszuschließen. Dennoch sollte die Selektion auf gut ausgebildete Nasenöffnungen und einen deutlich zu erkennenden knöchernden Nasenansatz selbstverständlich sein.
Diagnostik
Es ist oftmals im CT festzustellen, dass allzu kurz gezüchtete Nasen verworfene Nasengänge haben, die dann die Thermoregulierung behindern. In der Selektion der Vergangenheit auf zu kurze Schädel hat sich meist zu schnell der Schädel verkürzt und die Weichteile wie Zunge, Gaumen, Nasengänge sowie auch das Gebiss und der Kiefer haben sich nicht korrekt angeglichen, so dass der Hund dadurch enorme Einschränkungen in der Lebensqualität zeigt. Geräusche in der Atmung stellen ein erstes Indiz dar. Dies bedeutet umgekehrt aber nicht, dass ein geräuschfreier Hund keine Probleme in der Sauerstoffzufuhr hat. Wir kennen etliche zu dicke Gaumensegel oder auch verworfene Nasenmuscheln in sichtbar "langen Nasen", die den jungen Hund im zuchtfähigen Alter scheinbar nicht behindern, weil es zu keinen "rassetypischen" Geräuschen kommt.
Die Dicke der verschiedenen Gaumensegel haben wir hier zum Vergleich mit Pfeil markiert.
Es kann nur die Untersuchungen per CT/MRT oder Laryngoskopie klaren Aufschluss über den Zustand der Atemwege bringen. Alles andere sind Zuchtversuche mit Restrisiko! Die Untersuchung der Atemwege kostet den Züchter einmalig ab ca. € 200,00, es ist für uns unverständlich, warum sich dies nicht zu Gunsten der Rassen durchsetzt!
Man könnte sich viel Ärger mit den Käufern ersparen, die ihre kranken Hunde dann aufgrund einer notwendigen Atemwegssanierung den Ärzten vorstellen müssen und diese dann wieder hierin Bestätigung finden, dass kurze Nasen immer krank sind. Ein überflüssiger und unnötiger Kreislauf!
Hier sieht alles gut aus, der Racheneingang durch den Kehlkopf in die Luftröhre ist beinahe so gut ausgeprägt wie bei mittel- und langschnäuzigen Hunden. Für einen lebenslustigen, agilen, kleinen Begleithund völlig ausreichend und zuchttauglich!
Tierarzt Prof.Dr. Gerhard Oechtering, Universität Leipzig:
"Viele Halter realisieren nicht, wie stark ihr Hund leidet.
Es darf nicht sein, dass die Tiermedizin zu einer Reparaturtruppe der Zucht verkommt.
Es ist unglaublich, dass wir Eingriffe brauchen, um elementare Lebensbedürfnisse der Hunde zu reparieren."
(BBC Dokumentation von 2012, Pedigree Dogs Exposed - Three Years On)
Big Jim, Dank der halben Late-OP ohne Gaumensegelkorrektur mittlerweile ein fröhlicher Senior mit 12 Jahren!
Um Symptome des Brachyzephalen Atemwegssysndroms vorzubeugen, ist es unerlässlich in der Zucht den Zustand der Elterntiere idealerweise per CT-Untersuchung abzuklären, um zuverlässig beurteilen zu können, wie die Atemorgane von Nasenloch bis Luftröhre beschaffen sind.
Alleine die Betrachtung von Form und Größe der Nase ist hier genauso wenig aussagekräftig, wie das subjektive Empfinden, ob der Bully belastbar und von guter Kondition ist.
Brachycephales Obstruktives Syndrom (BOS) von Dr. Marie-Cécile von Doernberg
Ausführliche Informationen zur Brachyzephalie finden Sie auf der Informationsseite des Prof. Dr. Gerhard Oechtering der Universität Leipzig. Dort wird sehr anschaulich erklärt, um welche Problematiken es sich bei der Kurzköpfigkeit unserer Bulldoggen handelt, wie man damit umgeht und was man tun kann, um betroffenen Hunden das Leben zu erleichtern.
Lesen Sie im folgenden Artikel die Erklärungen des Prof. Oechtering zum "Meat-in-the-box-Modells". Hier gegenüber gestellte CT-Bilder eines Bully-Rüdens und eines Dackels. Dieses lässt deutlich erkennen, wie verringert der Freiraum für die Zufuhr von Sauerstoff bei den Extremzuchten ist.
Das Brachyzephalensyndrom von Prof. Oechtering im Veterinary Focus 2010
Kleintierklinik Universität Leipzig
Die testbare Genetik hinter den Brachys
Die spezielle Körperform der brachyzephalen Hunde kann durch Genetik erfasst und auch wieder verändert werden.
In den letzten Jahren hat sich die veterinärmedizinische Diagnostik erfreulich weiter entwickelt und wir möchten hier mal einen groben Überblick verschaffen, was den brachyzephalen Hund von einem nicht brachyzephalen unterscheidet und wie man nun glücklicherweise mit den Möglichkeiten der Gentests, analysieren, selektieren und verbessern könnte. Der Spaghat zwischen Tierschutz, Berücksichtigung der gesetzlichen Vorgaben und Erhaltung der Rasse ist ohne eine Anpassung des Rassestandards und Rückzucht von Merkmalen und Körperformen nicht mehr möglich und auch nicht wirklich sinnvoll. Wir setzen uns stark für eine Verbesserung des Hundewohls ein, ohne den Bully als smarten Begleiter zu verlieren, sind offen für Crossbreed, aber entschieden gegen ein Rasseverbot, weil es durchaus Möglichkeiten gibt den Bully wieder gesünder zu züchten. Und ein wenig Fremdblut tut nicht weh, wurde immer wieder mal benutzt und ist als Argument, alles beim Alten zu belassen, weil es ja so toll funktioniert hat (eben nicht, siehe diverse Statistiken des FCI, wenn sie mal welche machen und veröffentlichen, Danke Finnland!), mittlerweile einfach nur noch ignorant, unfair und engstirnig der Kreatur gegenüber. Zum Vergleich, unsere Kaiserschnittrate liegt bei unter 15%, die Welpensterblichkeit um die 5%, die durchschnittliche Wurfstärke bei knapp 7 Welpen. Alles Werte, die mit einer "normalen" Rasse zu vergleichen und auch bei vielen anderen Dissidenzzüchtern, die auf Gesundheit achten, zu finden sind!
Die Genetik der Kopfform
Die Genetik der Kopfform ist derzeit durch zwei Marker zu bestimmen, BMP3 und SMOC2. Wir haben etliche Bullys auf BMP3 auswerten lassen, dieser Marker ist mittlerweile standardisiert in vielen Gentests. Der kurzköpfige Hund wie Bully, Boston und Mops trägt grundsätzlich AA. Die mittlere Schädellänge, wie beispielsweise der Staffordshire Bullterrier tragen AC, die langnasigen Hunde wie Schäfer und Collie CC. Wir haben aber auch reinrassige Bullys, sogar aus der FCI auf AC ausgewertet und dies lange als Indiz für gesündere Anlagen oder bessere Vererbungsmöglichkeiten angesehen. Letztendlich werten wir dies aber nun als Zufallsbefund, weil auch die AC Hunde Atemprobleme entwickeln können, und auch teils wesentlich kürzere und aufgewölbtere Schädelstrukturen haben, wie wir es in den CT's vergleichen konnten. BMP3-AA Hunde gibt es auch bei langnasigen Rassen wie Ridgebacks oder unserem für Crossbreed ausgewerteten Danskyrüden. Retrozüchter vermarkten einen AC-Bully als Beweis für eine gesündere Kopfform, es gibt aber auch viele Rassen, die alle drei Marker tragen können, also AA kurz, AC Mittel und CC lang. Und nu? Haben diese AA-Tiere Probleme oder sind degeneriert! Nein!
Das SMOC2 wird derzeit fast nie getestet, unsere paar getesteten Hunde als Franzose, Hybrid und Dansky zeigten aber hier die Erkenntnis, die sich dann mit der tatsächlichen Schädellänge deckte und somit der durchaus sinnvollere Test ist, wenn man z.B. bei Crossbreed gezielt auf mittlere oder längere Schädelgenetik selektieren oder diesen Marker als Qualitätsmerkmal für Deckanzeigen verwenden möchte.
Die im Phänotyp langnasigen Hunde (Dansky), die im BMP3 kurz (AA) waren, wurden über SMOC2 lang getestet.
Die im Phänotyp kurznasigen Hunde (Bullys), die im BMP3 mittel (AC) waren, wurden über SMOC2 kurz getestet.
Wir sind gespannt, ob wir jemals einen reinrassigen SMOC2-AC-Mittel-Bully finden werden, erwarten dies aber allerhöchstens nach einer Einkreuzung und Rückzucht nach Generationen, wo es aber dann auch sichtbar veränderte Schädelformen zu erwarten gibt.
Es ist verpönt und perfide die durch Zufall erworbenen BMP3-Ergebnisse als PR-Gag für eine gesundheitliche Aussage zu missbrauchen, so wie es manche Züchter tun. Noch schlimmer und dümmer ist es aber BMP3 AA Hunde aus langnasigen Rassen als minderwertig zu bezeichnen, hier sind der Phantasie einiger "Experten" keine Grenzen gesetzt. Daher unser Versuch anhand folgender Collage die Wahrheit über Geno- und Phänotyp zu erfassen, es ist eigentlich ganz leicht und logisch zu verstehen. Danskyschecke und Hybridtochter in Tan sind SMOC2 lang, alle anderen Brachys, Nachzuchten in 3 Generationen der Old Lady oben links sind SMOC2 kurz. Was sonst?
Der Test auf SMOC2 wird derzeit von Genetic.Dog angeboten, bei Interesse darf man gerne Stephanie Müller kontaktieren. Der Solo-BMP3 hat unseres Erachtens nach weniger Aussagekraft als die Kombination beider Tests.
Fachliteratur gibt es fast nur in englisch, mit dem Übersetzer Deepl.com kann man sich aber sehr gut durch medizinische Artikel lesen.
Brachyzephale Genetik SMOC2 BMP3 DVL2
Info SMOC2 Genetic
Helft uns, die smarten Charakterköpfe in einen Körper zum Wohlfühlen zu packen.
In der Mitte unsere Gassifreundin Oldschool Zuchtziel Pink, außen alles Nachzuchten aus dem GB e.V.
Kleine körperliche Veränderungen bewirken Großes!
Die Genetik der kurzen Ruten
Wir haben hier in der Kategorie Eingewachsene Ruten und DVL2 bereits seit Jahren auf die Besonderheiten der Kurzruten hingewiesen, fassen es hier aber noch einmal zusammen und möchten auch anhand von Fotografien zeigen, welche Phänotypen möglich sind.
Es gibt bei den Rassehunden zwei mögliche Rutendefekte. NBT ist der Natural Bobtail, den es in vielen Hüte- und Herderrassen gibt und der von seinem Phänotyp von fast nicht sichtbarer Rute über optisch halblange Rute bis langer Rute mit fehlenden Wirbeln ausgeprägt sein kann. Abgesehen von den extrem kurzen Bobtails haben die Hunde keinen großen Funktionsverlust und die halblangen Bobtails bestechen durch einen besonderen optischen Reiz, so dass nach dem Kupierverbot der Boxer sogar gezielt Corgis eingezüchtet wurden, um den kurzrutigen Boxertyp zu erhalten.
NBT wird dominant vererbt, d.h., dass Träger immer den Phänotyp Bobtail besitzen. Aus tierschutzrechtlichen Gründen ist die Verpaarung zweier Träger verboten, da Doppelträger-Föten im Mutterleib absterben und nie geboren werden können.
Alle getesteten brachyzephalen Bullys und Hybriden sind NBT negativ getestet, haben mit diesem Defekt also absolut nichts zu tun. Verpaart man Brachys mit einem NBT einer nicht brachyzephalen Rasse, erzielt man im Wurf 100% DVL2-Träger und 50% Bobtail-Träger, was für die Rückzucht auf gesündere Ruten absolut vertretbar ist, denn das gewollte Ziel kann in der zweiten Generation schon der vom DVL2-befreite Bullyhybrid ohne NBT sein.
In der Collage sehen wir verschiedene Formen unserer etwas länger gezüchteten Korkenzieherruten mit DVL2-Doppel-Defekt, die aber immerhin allesamt frei bewegliche kommunikative "Klodeckel" sind, also den Anus bedecken können. Dazwischen tummelt sich ein halblanger Bobtail des Scheckenrüden und eine ausgeprägte Rute einer Hybridin als DVL2-Einfach-Trägerin.
Äußerlich lassen sich die genetischen Merkmale nicht klar identifizieren, so dass die Tests auf NBT und DVL2 für die Zuchtauswahl absolut notwendig sind, wenn man hier ein klares Ziel für die Verbesserung der Gesundheit anstreben will!
Die Brachys tragen grundsätzlich die doppelte Kopie des DVL2-Defekts, unabhängig davon, ob die Rute ultrakurz oder mittellang bis fast zum Sprunggelenk reichend ist. Berücksichtigend, dass nach 3 Generationen der Einkreuzung der Bully wieder 100% reine Französische Bulldogge auf dem Papier ist, kann man sagen, dass alle DVL2-Träger-Bullys Hybriden in zurückliegenden Generationen sein müssen. Faire Züchter kommunizieren dies offen, da der Hinweis darauf, welche Rasse nun für die Ausbildung gesünderer Ruten und Wirbelsäulen gebraucht wurde, dringend für die Einschätzung möglicher Veranlagung des Charakters und auch der Verwendung der Retros greifbar sein sollte. Charakterliche rassetypische Genetik kann noch nach Generationen nach vorne schwemmen und zu Überraschungen führen, da ist es schon ein Unterschied, ob man Havaneser oder Malinois, eine scharfe Terrier-Rasse oder einen smarten Pinscher benutzt hat. Es ist jämmerlich und unfair und einfach unfassbar unprofessionell, wenn sich Züchter feige hinter ihren gebastelten 100% Franzosen, die plötzlich ach so gesund ohne mehr die rasseeigenen Defektgene zu tragen vom Himmel gefallen sind, verstecken und die Menschen mit möglichen Problemhunden aus diesen Tierzuchtversuchen nicht wirklich aufklären. Charakterliche Genetik ist sehr tief verankert und halt nicht nach 3 Generationen ausgelöscht! Hier gibts immer wieder große Augen, wenn für die Rückzucht halt kein Gesellschaftshund, sondern ein Jäger, Hüter oder Stöbermann benutzt wurde. Und bitte auch niemals die verwurzelte Genetik unserer Bullys verleugnen und verniedlichen, die halt auch aus den Packern und Gladiatoren der Arenen des 19. Jahrhunderts entstanden sind. Sie sind nicht immer nur süß, liebevoll, gesellig und unkomplizierte Schmusebacken für jedermann.
Aber das Theater kennen wir von den Farben schon, wo es eindeutige auffällige Linien gibt und alles auf die Franzosen-Genetik oder Haltungs- und oder Erziehungsfehler geschoben wird.
Ohne Einkreuzung hätte es aber auch niemals in der Masse Blau, Tan und Merle geben können.
Chondrodystrophie
Die Genetik der Chondrodystrophie CDDY betrifft nicht nur unsere Franzosen und ist auch schon seit längerem hier auf der HP beschrieben. Gentests entlarven die Träger, die wegen des dominanten Erbgangs auch mit nur einer Kopie erkranken können. Von daher ist die vorzeitige Verkalkung der Bandscheiben sicher als rassetypisch zu bewerten, aber nicht längst nur an die Brachys gebunden. Möchte man ernsthaft den Franzosen von den Genedefekten frei züchten, um die Gefahr der Bandscheibenvorfälle (IVDD) durch die Veranlagung der vorzeitigen Verkalkung der Bandscheiben zu dämmen, gehört die Ausszucht des CDDY sicher zu den Hausaufgaben, die ein emsiger Züchter angehen sollte.
Unserer Erfahrung nach ist es dennoch auch gescheiter, betroffene Linien zu beobachten oder zu meiden, denn der Test alleine ist kein Garant für lebenslängliche Wirbelsäulengesundheit, die Neigung zu Bandscheibendegeneration nebst der gefürchteten schmerzhaften neurologischen Ausfälle für den Hund noch von allerhand anderer Faktoren abhängig. Dies beweisen auch etliche andere Rassen, die ohne chondrodystrophe Veranlagung ebenfalls zu Bandscheibenvorfällen neigen.
Der Test sollte als Risikobewertung verstanden werden, ein frei gezüchteter Bully ist noch kein Garant für lebenslängliche Schmerzfreiheit, wenn nicht auf die gesamte Körperfunktion, Balance und Ausgewogenheit des Hundes geachtet wird.
Selektion auf chondrofreie Tiere ist sicherlich ein guter Weg, räumt man aber sämtliche gut gebaute Chondroträger aus stabilen, langlebigen Linien durch kompromisslose Selektion aus dem Weg, vernichtet man damit wahrscheinlich sehr gute Varianz gesunder Tiere. Hier wäre manchmal ein bißchen weniger blinder Ehrgeiz wertvoll.
Die Laser Assistierte Turbin Ektonomie, sprich LATE-OP ist unserer Ansicht nach, die einzige vernünftige und nachhaltige Methode den Hunden mit schweren Brachyzephalem Atemnotsyndrom, mit deutlichen aberanten Conchen, durch einen einmaligen Eingriff mittels Multi-Level-Chirurgie dauerhafte Verbesserung der Sauerstoffzufuhr zu verschaffen. Dies ist ebenfalls in einigen CT-Aufnahmen erkennbar. Tatsache ist leider auch, dass nicht wenige Bullys mehrfach operiert werden müssen, bis sie durch die LATE-OP endgültige Erleichterung erhalten.
Ist ein Bully erkennbar hitzeempfindlich liegt ein Defekt in der Thermoregulierung vor. Um die gestörte Thermoregulierung zu korrigieren, muss überflüssiges Gewebe aus den verlegten Nasengängen entfernt werden und künstliche freie Atemwege geschaffen werden. Dieses ist nur mit der LATE-OP möglich und nicht mit der "kleinen" Korrektur der Nasenerweiterung und Gaumensegelkürzung, die mittlerweile diverse Tierärzte anbieten.
Die Operationsmethode setzt eine gründliche und mm-genaue Vordiagnostik per Computertomographie und Endoskopie voraus, nach welcher der Operateure tatsächlich nur die Engstellen durch Verdampfung und Verjüngung überschüssigen Gewebes korrigiert. Die umfangreiche Operation wird von Assistenzärzten und Anästhesisten begleitet, so dass das Narkoserisiko auf ein normales Minimum herabgesetzt wird. Die Tiere werden intensiv nachhaltig betreut und ausgeheilt entlassen, so dass auch hier das Risiko von Nachblutungen und weiteren Komplikationen eingedämmt wird.
Rüde, ohne Ahnentafel, geb. 2004, nach misslungener Kleinchirugie der Atemwege seit 2008 per LATE-OP beschwerdefrei
Eine weitere Operationsmethode ist die Anwendung der sogenannten "Folded Flap Palatoplasty". Bei dieser OP wird der weiche Gaumen so weit wie möglich entfernt und so vernäht, dass dieser langfristig stabil bleibt. Diese OP unterscheidet sich von dem üblichen "Gaumensegelkürzen", welches oftmals nur kurzfristigen Erfolg bringt, da das Gewebe sich durch bleibenden Unterdruck wieder verändern kann. Fragen Sie den Tierarzt ihrer Wahl, ob er die Folded Flap Palatoplasty anwenden kann und ob der weiche Gaumen nicht nur verkürzt, sondern auch verdünnt wird. Die Hunde können nach dieser Operation in der Regel sofort entlassen werden, die OP verspricht in Kombination mit der Amputation bzw. Erweiterung der Nasenlöcher bei Hunden mit nicht zu stark aberanten Conchen (verlegten Nasenmuscheln) deutliche Verbesserung der Lebensqualität.
Um einmal das Ausmaß der Fehlzucht aufzuzeigen gibt es folgende Bilder eines mittelgradig entarteten entfernten Gaumens und der Mandeln durch die oben beschriebene FFP-Methode nach Dupré....für die weicheren Gemüter wieder angenehm verkleinert.
Amputierte Nasenflügel 2 Tage nach Operation
Link zur Tierklinik Wels in Österreich mit Video einer Nasen-Operation