Seien Sie sich bewusst, dass das Vorgehen gegen eine Erbkrankheit in einer Rasse beträchtliche Streitereien auslöst, die mit erheblicher Schärfe ausgetragen werden. - Rubin, 1989
Es ist eine Frage des ästhetischen Empfindens, es wird ganz brutal über den Markt reguliert....denn die Züchter produzieren nur das, was der Käufer wünscht.....nur wenn das Tier mit zu hoher Wahrscheinlichkeit an möglichen gesundheitlichen Folgen des Brachyzephalen Atemnotsyndroms leiden wird, und wenn es nur in jedem Wurf einen Welpen trifft, sollte doch für jeden Hundefreund ganz klar sein, dass der Trend zum ausgeprägten Plattgesicht der Falsche war. Hier steht der Züchter in seiner Verantwortung, Ausreden wie "Risiko Natur" sind hier ein Eingeständnis der Akzeptanz kranker Tiere, das darf nicht sein.
Man kann dem brachycephalem Syndrom durch sorgfältige Auswahl der Elterntiere vorbeugen.
Eine kurze Nase alleine muss kein Grund für Atemnot sein!
Das Nasen-Bashing durch Kampagnen und Medien entbehrt oft jeglicher wissenschaftlicher Grundlage und verallgemeinert einen Phänotypen als grundsätzliche Qualzucht!
Vorab: Natürlich ist mit der Bezeichnung "Lange Nase -Kurze Nase" die Ausbildung des Fangs gemeint. Da sich die Bezeichnung aber eingebürgert hat, belassen wir es bei den folgenden Beschreibungen bei dieser Bezeichnung.
Zu kurze und zu runde Köpfe mit starker Faltenbildung auf zu kurzem Hals haben meistens zur Folge, dass die Hunde unter einem viel zu fleischigen Gaumen und dicken Zungengrund leiden. Dies ist chirurgisch nicht komplett zu korrigieren und die Tiere sind lebenslänglich eingeschränkt. Der funktionale Unterschied zu leichteren, sportlicheren Köpfen ist schon beim simplem Kauen, Gähnen, Greifen oder Apportieren der Hunde ersichtlich. Dieser Unterschied sollte auch jedem Standardfanatiker und Liebhaber der schweren, plumpen Typen einleuchten. Die Wegzucht von zu schweren Typen ist durch einfache Selektion sehr schnell zu erreichen.
Ampelsystem als Lösung?
Wir distanzieren uns deutlich vom eingeführten niederländischen Bewertungssystem der Zuchthunde. Hier wird lediglich das Messverhältnis von Nasenlänge zu Schädellänge als maßgeblicher Index genommen, der über Gesundheit oder Krankheit des komplexen Atemsystems entscheiden soll. Viele gesunde und über Generationen stabil gezüchtete Hunde werden diesen Index nicht erreichen oder können mit ansonsten passenden Partnern nicht mehr verpaart werden. Die Folge wird ein Popular Sire Problem sein, gesunde Hunde werden vom Genpool ausgeschlossen, was die genetische Vielfalt empfindlich treffen wird. Lösungen wie Einkreuzung durch fremde Linien oder Rassen wären ebenso wie grundlegende Diagnostik und Bewertung durch Fachtierärzte sinnvoll. Warum dies in vielen Rasseclubs vehement ausgeschlossen wird ist unverständlich. Weder äußere Maße noch die kurzen Belastungstests lassen einen sicheren Aufschluß über die Beschaffenheit der Atemwege von Nasenöffnung bis zur Luftröhre hin zu. Diese Erfahrung können wir durch jahrzehntelanges Screenings und auch genug atemwegsoperierten Hunden, die lächelnd jeden Belastungstest bestanden hätten, belegen. Und abgesehen davon, kann man den gewünschten Wert auch durch Selektion der Schädellänge beeinflussen, was sicherlich der Gesundheit nicht dienlich wäre.
Die oft von Experten und Tierärzten geforderte lange Nase löst das Problem alleine leider nicht, denn die Ursache für das brachycephale Syndrom fängt viel weiter hinten im Rachenraum des Hundes an und ist von außen nicht sichtbar oder gar durch die Länge der Nasen oder Ausbildung der Nasenöffnungen auszuschließen. Dennoch sollte die Selektion auf gut ausgebildete Nasenöffnungen und einen deutlich zu erkennenden knöchernden Nasenansatz selbstverständlich sein.
Diagnostik
Es ist oftmals im CT festzustellen, dass allzu kurz gezüchtete Nasen verworfene Nasengänge haben, die dann die Thermoregulierung behindern. In der Selektion der Vergangenheit auf zu kurze Schädel hat sich meist zu schnell der Schädel verkürzt und die Weichteile wie Zunge, Gaumen, Nasengänge sowie auch das Gebiss und der Kiefer haben sich nicht korrekt angeglichen, so dass der Hund dadurch enorme Einschränkungen in der Lebensqualität zeigt. Geräusche in der Atmung stellen ein erstes Indiz dar. Dies bedeutet umgekehrt aber nicht, dass ein geräuschfreier Hund keine Probleme in der Sauerstoffzufuhr hat. Wir kennen etliche zu dicke Gaumensegel oder auch verworfene Nasenmuscheln in sichtbar "langen Nasen", die den jungen Hund im zuchtfähigen Alter scheinbar nicht behindern, weil es zu keinen "rassetypischen" Geräuschen kommt. Nach den Bemühungen diverser staatlicher Vorgaben contra Qualzucht würden solche Hunde problemlos in die Zucht gelangen, weil der Messwert der Körperhülle als Indiz für eine scheinbare Gesundheit ausreicht. Absolut unverständlich und gegen jegliche wissenschaftliche Vernunft!
Die Dicke der verschiedenen Gaumensegel haben wir hier zum Vergleich mit Pfeil markiert. Der mittlere Rüde hat einen deutlich ausgeprägten Nasenansatz und wäre laut Messsystem und CFR-Wert ein hoch dotierter Retter der Rasse. Es war ein Zuchtrüde, der mehrfach Atemprobleme vererbt hat, die chirurgisch korrigiert werden mussten.
Es kann nur die Untersuchungen per CT/MRT oder Laryngoskopie/Rhinoskopie klaren Aufschluss über den Zustand der Atemwege bringen. Alles andere sind Zuchtversuche mit Restrisiko! Die Untersuchung der Atemwege kostet den Züchter einmalig ab ca. € 280,00, es ist einfach traurig, warum sich diese Kleinigkeit nicht zu Gunsten der Rassen durchsetzt oder bei Hunden, die einen kritischen CFR-Wert haben, angewendet werden, um die genetische Vielfalt zu erhalten. Man könnte diese Hunde wunderbar für Crossbreeding-Projekte gebrauchen.
Ebenfalls könnte man sich viel Ärger mit den Käufern ersparen, die ihre kranken Hunde dann aufgrund einer notwendigen Atemwegssanierung den Ärzten vorstellen müssen und diese dann wieder hierin Bestätigung finden, dass kurze Nasen immer krank sind. Ein überflüssiger und unnötiger Kreislauf!
Hier sieht alles gut aus, der Racheneingang durch den Kehlkopf in die Luftröhre ist beinahe so gut ausgeprägt wie bei mittel- und langschnäuzigen Hunden. Für einen lebenslustigen, agilen, kleinen Begleithund völlig ausreichend und zuchttauglich!
Wie kurz ist krank, wie lang ist gesund?
Wie definiert man die lange Nase? Wie kurz oder wie lang soll und darf sie sein? Es spielt die gesamte Anatomie eine große Rolle, so finden die Anlagen, die für eine ausreichende Entwicklung der Organe notwendig sind in einem kurzen gestauchten Hals bzw. Nacken wenig oder gar keinen Platz, so dass hier mit Problemen zu rechnen ist. Erinnern wir uns, dass ein Bully ein Hund, ein Canide ist. Dieser trägt den Kopf auf dem Hals, den er zur Balance benutzt. Und dieser Hals kann nur funktionieren, wenn er frei beweglich ist. Das allgemeine Bild, wo der backsteinartige Körper des Bullys im gleichen Umfang in Hals und Kopf übergeht war nicht Sinn des Standards und schon gar nicht Sinn der Natur und ist dem Hund eine Last.
Es muss von den Züchtern darauf geachtet werden, dass das komplexe Zusammenspiel von korrekt angesetzter und vollständig ausgebildeter Luft- und Speiseröhre, ausreichende Weite des Kehl- und Rachenraumes mit möglichst straffem Gewebe und normal großem Gaumensegel und nicht zu dicker und zu langer Zunge sowie gut angelegter freier Nasengänge, die ohne Verengung bis in die weit geöffneten Nasenlöcher reichen, bei den ausgewählten Zuchttieren gewährleistet ist. Ist dies alles vorhanden, ist die eigentliche Länge der Nase nur zweitrangig. Aber es sollte auf jeden Fall auf eine allzu kurze und vor allem auf eine aufgestülpte Nase mit zusammengekniffenen Nasenlöchern sowie einem sehr kurzen gestauchten Nacken der Zuchthunde verzichtet werden.
Hier erkennt auch ein Laie den Unterschied vom extrem gestauchten Brachykopf zum etwas länger gezüchtetem Schädel. Es bleibt ein kurznasiger Hund, aber Kiefer, Gehörgänge und Zähne haben sichtlich mehr Platz. Und dies ist sogar nur ein bezahlbares Röntgenbild, was gleichzeitig auch die Beschaffenheit der Gehörgänge zeigt. Nicht schlecht!
Gesunde Zucht sollte auch ohne Androhung eines Rasseverbots selbstverständlich sein!
Der Bully - Ein Sporthund?
Wir präferieren den sportlicheren Bully, einfach, weil er besser in die heutige Gesellschaft passt. Er soll seine Familie ganzjährig begleiten, sei es bei einer sommerlichen Wanderung oder auch mal bei einer kurzen Joggingstrecke. Aber der kleine Molosser ist kein Hund für sportlichen Dauereinsatz, wer dies möchte sollte dann doch lieber sein Glück bei den Terriern oder Gebrauchshunden suchen. Die Brachyzephalen sind mit sorgfältiger Selektion durchaus belastbar und halten auch mit Langnasen mit oder erfreuen sich an leichter Arbeit am Rad. Dies darf aber keine Dauerbelastung sein, natürlich werden sie auch durch sorgfältige Selektion keine Collies!
Es liegt in der Hand von verantwortungsvollen Züchtern, Richtern, Zuchtwarten und Tierärzten unseren Bully trotz kurzer Nase das sein zu lassen was er im Ursprung war. Ein kurzköpfiger, belastbarer Hund und keine Karikatur im Sinne der Moden. Auch eine kurze Nase ist ein Sinnesorgan, welches im Profil als solches erkennbar sein muss, wenn sie funktionieren soll.
Bild einer jungen reinrassigen Französin, die nun 8-jährig weder Probleme mit der Atmung, noch mit der Bewegung hat.
Verbesserung der Nasenöffnungen durch Crossbreed. Links Französin, rechts Hybrid Franzose x Dansky.
Statt die linke Hündin auszuschließen, sollte man solche Tiere für Crossbreed mit einbeziehen dürfen. Sie hat unseren CT-Check bestanden und bis jetzt hat keiner ihrer 17 Welpen aus zwei kaiserschnittfreien Würfen ernsthafte Probleme!