Mit der Stabilität der Wirbelsäule steht und fällt die vollkommene Gesundheit des Hundes, insbesondere die der Bulldogge. Daher möchten wir hier eine grobe Übersicht der möglichen Deformationen neben der Keilwirbelproblematik, welche wir auf dieser HP bereits einem separatem Thema gewidmet haben, aufzeigen.
Zunächst muss man die Statik der Wirbelsäule begreifen, die man grob in 3 Abschnitte aufteilt. Hierzu zählen die Halswirbel, Brustwirbel und Lendenwirbel. Der Halswirbelbereich besteht aus sieben Wirbeln, der Brustwirbelbereich zählt 13 Wirbel und der Lendenwirbelbereich besteht wiederum aus sieben Wirbeln. Hinzu kommen drei Kreuzwirbel, die nach der Geburt zum Kreuzbein verwachsen sowie bei einem Hund mit Rute 20-23 Schwanzwirbel, ein Bully hat idealerweise mind. 5 Schwanzwirbel. Die Rippen sind mit den Brustwirbeln, welche sich am unteren Ende mit dem Brustbein verbinden, verwachsen.
Quelle: www.healthydog.de
Link: Den einzelnen Wirbeln zugeordnete Organe/Krankheiten beim Hund
Wichtig ist die komplette Stabilität der Wirbelsäule und die möglichst deformationslosen Einzelwirbel. Daher werden Zuchthunde vor Einsatz geröngt und ausgewertet. Aufgrund der gestauchten Anatomie der Bullys sind befundlose Wirbelsäulen so gut wie ausgeschlossen. Auch für den Laien und Nichtmediziner sind deformierte Wirbel recht gut zu erkennen. Ganz simpel kann man sagen, dass ein gesunder, gut ausgeprägter Wirbel die Form eines Rechteckes hat, ein deformierter Wirbel die Form eines Trapezes bis hin zu einem Dreieck zeigt. Aufgereiht auf der "Schnur der Wirbelsäule" ist dies sicher verständlich, dass diese "Trapeze bis Dreiecke" durch die fehlenden Abschlüsse der oberen oder unteren Kanten einen verminderten Halt haben oder durch die deformierten Abschlüsse der Kanten auf die Nachbarwirbel und Bandscheiben drücken.
Minimale Veränderung im Brustwirbelbereich, der durch die Muskulatur der kräftigen Schultern gestützt wird sind meistens problemlos. Veränderung im Übergangsbereich zwischen Brust- und Lendenwirbelsäule sowie direkt in der Lendensäule sind immer problematischer, da hier durch die natürliche Bewegung des Hundes eine ganz andere Krafteinwirkung vorherrscht. Je nach Ausgeprägtheit der Abweichungen vom Normalzustand der einzelnen Wirbel können Probleme, wie Bandscheibenvorfälle, Schmerzauffälligkeiten, neurologische Ausfälle und Fehlbelastungen die Folge sein.
Gesunder Rücken, entspannter Hund!
Dieser Geselle wird nicht so flexibel sein....
Junghündin FCI Frankreich, abseits der Übertypisierung
Hier sehen Sie den Ausschnitt gut ausgebildeter Wirbelkörper in einer gerade gestreckten Wirbelsäule. Dies ist eine gesunde Wirbelsäule, wie es für einen Caniden normal sein sollte und wie es auch für einen Bully mit tiergerechten Proportionen, abseits der übertypisierten Showzucht möglich ist!
Die Wirbelsäule ist stabil und gleichmäßig aufgebaut, die Wirbel allesamt gut ausgeprägt. Die unteren Zwischenräume sind "offen", d.h. es sind keine Anzeichen von Spondylosen oder Zubildungen vorhanden. Die Zwischenräume der Wirbel zeichnen sich dunkel ab, d.h. es gibt keine Anzeichen von mineralisierten Bandscheiben. Die Bullyrute ist gerade mit klar abgegrenzten gut ausgebildeten Wirbeln.
Diese Wirbelsäule zeigt schon sichtbare Halbwirbel, dennoch ist der Rücken für eine Bulldogge als stabil einzustufen. Der Rüde ist sechsjährig und frei von jeglichen Beschwerden, der Rücken ist beweglich, die Muskulatur ist weich und frei von Verspannungen.
Zum Vergleich zu obigem Bild eine gestauchte Wirbelsäule mit überwiegender Halbwirbelbildung. Hier fällt es schon schwer, die einzelnen Wirbel zu zählen, deutlich sind auch die zusammengewachsenen Dornfortsätze, Kissing Spines genannt, zu erkennen.
Dramatisch wird es, wenn die Halbwirbel eine ausgeprägte Form Richtung Dreieck haben und wirklich keilförmig ausarten, und wie bei diesem Hund, im Übergangs- bzw. Lendenwirbelbereich sitzen. Hier sind spätere Komplikationen kaum auszuschließen, die Wirbel können mangels Halt wandern und das Rückenmark quetschen bzw. verletzen.
Eine stabile Wirbelsäule einer Bulldogge sollte weder Spondylosen, noch gravierende Veränderungen im Übergangsbereich Brust-/Lendenwirbel oder in der Lendenwirbelsäule selbst haben.
Aber auch ein Bully ohne Deformationen der Wirbel kann unter Schmerzzuständen leiden, wenn die Bandscheiben verkalkt und verhärtet sind. Calcifizierte Bandscheiben können jederzeit durch Vorwölbungen oder Vorfälle zu ernsthaften Problematiken des Bewegungsapparates führen. Verkalkte Bandscheiben kann man als Vordiagnose in einem qualitativ hochwertigem Röntgenbild feststellen, hier sieht man sogar Knochenreste im Kot des gebarften Hundes. Zur weiteren Abklärung von Bandscheibenproblematiken bei wiederholten Schmerzzuständen des Hundes rät man dann aber zur Diagnostik mittels CT oder MRT.
Ein nicht zu kurz und beweglich gezüchteter Bully, der mit einer flexiblen Wirbelsäule sich sehr gut ausbalancieren kann: