Die Initiative Gesunde Bulldoggen und seine fleißigen Unterstützer und Befürworter haben in den letzten Jahren umfangreiches Bildmaterial anhand von Röntgenbildern und CT-Auswertungen gesammelt und möchte sich hier bei allen willigen Bullybesitzern und Züchtern herzlich für die Unterstützung bedanken.
Es ist erschreckend, wie wenige befundarme und stabile Bulldoggen es tatsächlich gibt und wie verwirrend manche ausgestellten Gutachten zu interpretieren sind, indem sie eine befundfreie Bullygesundheit vortäuschen. Dies ist kein Phänomen unkontrollierter Vermehrerzuchten, hinter vielen kranken Hunden steht „hochrangiges“ Pedigree aus namenhaften FCI-Zwingern. Man muss ganz klar die Definition Gesundheit in Bezug auf die Französische Bulldogge und „zuchttauglich ohne Auflagen“ in Frage stellen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Bully ohne große Einschränkungen alt werden kann, dies kann er auch mit mittlerer HD, verlegten Atemwegen und deformierten Wirbeln. Ihn nur, weil er kein tierärztlicher Dauerpatient war, mangels umfangreicher Diagnostik als gesund darzustellen ist sehr irreführend und stützt nur die oberflächigen Untersuchungen, die einige Vereine fordern.
Betrachten wir das Problem der Keilwirbel:
Bisher war es üblich ein Röntgenbild in Seitenlage von Brust- und /oder Lendenwirbelsäule anzufertigen und dieses durch Tierärzte begutachten zu lassen. Hier sehen wir nur eine Außenseite der Wirbelkörper und können maximal erkennen, wo die Hemivertebrae, wo die Keilwirbel sitzen.
Fragmentwirbel im Röntgenbild und im CT
Die Hemivertebrae werden in der Regel nicht berücksichtigt, die Keilwirbel werden ab einer gewissen Abweichung vom gesunden Wirbelkörper als leicht verändert oder ausgeprägt eingestuft. Lage, Ausbildung und Anzahl dieser Wirbel entscheiden über Graduierung und Zuchttauglichkeit. Spondyliosen, arthrotische Zubildungen, Kissing Spines, verkalkte Bandscheiben werden je nach Verein berücksichtigt oder ignoriert.
Gutachter unterscheiden zwischen Hemivertebrae und diagnostizierten Keilwirbeln. Bei den Hemivertebrae sind einseitige Veränderungen und Verkürzungen erkennbar. Diagnostizierte Keilwirbel zeigen beidseitige Verkürzungen des Wirbelkörpers. Die Anlagen der Hemivertebrae sollten für jeden Züchter interessant sein, da sich durch den autosomal rezessiven Erbgang die vorhersehbare Gesundheit der Nachkommen positiv wie negativ beeinflussen lässt.
Ein diagnostizierter Keilwirbel ist keine sichere Aussage über die Gesundheit und Stabilität der Wirbelsäule. Eine
Beurteilung nutzt überhaupt nichts, wenn man nicht den gesamten Wirbel inkl. Durchfluss des Rückenmarks erkennen kann.
Begutachteter leichter Keilwirbel, der das Rückenmark schmerzhaft gequetscht hat
Zum Vergleich ein freier Wirbelkanal
Es sind in den letzten Jahren viele Bullys mit berühmten Pedigrees und unauffälligen Wirbelkörpern aufgrund von multiplen Bandscheibenvorfällen aufwändig saniert und in vielen Fällen tragischerweise euthanasiert worden. CT-Untersuchungen zeigen, dass sich Wirbel oftmals nicht ausbilden, es fehlt teilweise der gesamte Umschluss um den Wirbelkanal, es brechen Fragmente aus oder Teile des Wirbels sind erst gar nicht ausgebildet. Dies kann in seltenen Fällen sogar bei keilwirbelfrei begutachteten Wirbelkörpern aus seitlicher Aufnahme der Fall sein. Die Folgen für den Hund und vor allem für seinen möglichen Nachwuchs können verheerend sein.
Daher sollte jedem Züchter eine komplette, einmalige dreidimensionale Diagnostik per Computer-Tomografie am Herzen liegen, wenn er ein wirklicher Freund der Hunde und der Rasse ist!
Betrachten wir das Problem der Atemwege:
Links: endoskopische Gaumensegeluntersuchung ohne besonderen Befund, Rüde 11 Monate
Rechts: Gaumensegelbefundung durch CT-Untersuchung mit 5 Jahren
Das Unwort der Bullyzucht ist Freiatmung! Man brüstet sich mit dieser Floskel als Prädikat für sensationellen Zuchterfolg. Sollte eine ungehinderte Atmung nicht für jedes Säugetier selbstverständlich sein? Eine komplikationsfreie Atmung in jeder Lebenslage ist nur gewährleistet, wenn das Zusammenspiel von Nasenloch, Nasengängen, Rachen, Kehlkopf, Gaumensegel und Trachea harmonisch und ohne Deformationen zusammenpasst. Dies muss individuell bei jedem Hund per CT-Untersuchung festgestellt werden. Ein alleiniger Blick per Endoskopie in den Rachen, meistens noch bei einem nicht annähernd ausgewachsenen Bully gibt hierüber überhaupt keinen Aufschluss. Es ist immer wieder erstaunlich zu welchen Ergebnissen man hier kommen kann. Komplett verlegte Hunde, die nie ein schwerwiegendes Symptom in der Atmung zeigten, Hunde , die ein Geräusch zeigen, aber lediglich eine minimale Überlänge des Gaumensegels haben, welche niemals zu Behinderungen der Atmung führen wird. Sicher ist, dass weder Nasenloch-Index, Nasenlänge oder Geräusche sicheres Indiz für die Gesundheit der Atemwege sein kann. Hiermit ist der Unsinn diverser Belastungstest in bekannter Form ziemlich sicher. Und da wir uns ja alle einig sind, dass wir nicht vermehren wollen, sondern durch gezielte Selektion in der Zucht negative Merkmale der Rasse zurückdrängen und positive Eigenschaften verbessern wollen, sollte sich jeder ehrliche und aufrichtige Züchter mit der möglichen, umfassenden Diagnostik der Atemwege beschäftigen wollen.
Verlegte Nasengänge eines Rüden vor Korrektur
Wir haben in den letzten Jahren zu viele „freiatmende“ Hunde aus „freiatmenden“ Eltern nach Leipzig überweisen müssen, als dass wir an das Märchen der Selbstdiagnostik per Bällchenschmeißen und 10 Minuten Spaziergang als Belastungstest diverser Züchter glauben können!
Warum CT statt Show?
Eine CT-Untersuchung ist eine einmalige, kostenaufwändige Diagnostik eines Zuchthundes, der mehrere Dutzend Nachkommen zeugen kann. Dies wird er nicht ohne finanziellen Verdienst tun. Wer sich für die Zucht der Rasse Französische Bulldogge entscheidet, weiß um die vielen möglichen genetischen Defekte, die dieser liebenswerte Geselle mittlerweile leider in sich hat. Wenn wir so sehen mit welchem Aufwand hinter Pokalen und Beurteilungen und Championaten nachgestellt wird, wie wichtig scheinbar die fragwürdige Beurteilung durch Dritte vielen Züchtern ist, die den Hund besonders „wertvoll“ machen, möchten wir gerne vorschlagen, ein bißchen weniger in Show und äußerliche Bewertungen und ein bißchen mehr in Zuchtprophylaxe zu investieren. Angesichts des riesigen Aufwandes von Dissidenzzuchten auf zahlreichen Weltsieger, Universumssiegern und anderen zu erreichenden fragwürdigen Titeln, kommen wir zu dem Schluss, sobald das Argument der teuren CT-Untersuchung fällt: Sparen Sie sich im Sinne der Rassegesundheit ein paar Ausstellungen und investieren sie lieber in umfang- und aufschlussreiche Bilddiagnostik.
Rüdenkopf mit deutlichem Nasenansatz
Trennen Sie strikt Zucht von Show! Die heutigen Show-Gewinner zeigen nur in Ausnahmefällen gesunde anatomische Merkmale, die der Weitervererbung dienlich wären. Und dies e bedauernswerte Entwicklung zieht sich leider durch viele Rassen.
Fahren Sie mit den potentiellen Topvererbern aus FCI-Ahnen nicht nach Birmingham zur Crufts, sondern in die nächste Universitätsklinik ins CT, wenn sie wirklich etwas Sinnvolles für die Rasse beitragen wollen! Selektieren Sie potentielle Hunde mit Defekten vor dem Zuchteinsatz aus und ersparen dem Nachwuchs und deren Besitzern Schmerz und Leid.
Angesichts der nach wie vor massiven Einschränkungen der Bulldoggen muss man sich eingestehen, dass all die bisherigen Zuchtuntersuchungen und Zuchtzulassungsprüfungen der Rasse keine ausreichende gesundheitliche Stabilität verschafft haben. Daher sollte hier schnellstens ein Umdenken stattfinden, wenn man der Französischen Bulldogge tatsächlich noch helfen möchte wieder zur stabilen Hundeform zurückzufinden.
Liebe Züchter, zeigen Sie Mut, Fachkunde und Rückgrat, wenn sie sich der anspruchsvollen Rasse der Französischen Bulldogge annehmen wollen.
Das Risiko der Sedierung ist gering und kalkulierbar. Dieses Argument des Ablehnens der CT-Untersuchung ist unhaltbar, denn jeder Züchter der Französischen Bulldogge nimmt mit dem relativ hohem Risiko einer Kaiserschnittgeburt bei jeder Belegung das Wohlergehen von Hündin und Welpen bewusst in Kauf.
Wir arbeiten eng mit Diplom-Tierärzten und Rassekennern zusammen, bei Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.